Was ist Linux?
Die technische Kurzerklärung lautet: Linux ist ein multi-user, multi-tasking Betriebssystem, das auf vielen Plattformen, einschließlich Intel Prozessoren ab 386 und höher läuft. Es implementiert einen erweiterten POSIX-Standard. Linux arbeitet perfekt mit anderen Betriebssystemen inklusive Apple-, Microsoft- und Novell-Betriebssystemen zusammen.Während sich der Name Linux, abgeleitet vom Namen seines Initiators, Linus Torvalds, im Eigentlichen auf den Kernel des Betriebssystems bezieht, wird er nun im Allgemeinen für eine ganze Reihe von Software-Applikationen verwendet, die, zusammen mit dem Kernel ein vollständiges Betriebssystem bilden.
Dieses Betriebssystem beinhaltet:
- Hunderte Programme, einschließlich Compiler, Interpreter, Editoren und Utilities
- Tools, die Netzwerkfähigkeiten wie Ethernet, SLIP und PPP als auch plattformübergreifende Verbindungen unterstützen
- Stabile Endbenutzerversionen aber auch instabile Entwicklerversionen
- Ein über die ganze Welt verstreutes Entwicklerteam, das daran arbeitet, Linux für neue Plattformen portierbar zu machen und eine internationale Benutzergemeinschaft mit einer Vielzahl verschiedenster Bedürfnisse zu unterstützen
Wieso ist Linux anders?
Ein Punkt, der Linux von anderen Betriebssystemen so unterscheidet, ist der Preis - es ist frei zugänglich für jedermann. Das bedeutet nicht nur, daß Linux von jedem kostenlos kopiert und weiterverbreitet werden kann. Da es unter der Free Software Foundations General Public License lizensiert wurde, wird der Source-Code weiterhin für jeden frei verfügbar sein. In den letzten fünf Jahren der Linux-Entwicklungsarbeit wurde die Wichtigkeit dieses Prinzips bestätigt; tausende, vielleicht hunderttausende Menschen widmen sich mit erstaunlicher Hingabe der Entwicklung und Weiterverbreitung von Linux.Die Offenheit von Linux ermöglicht es Computerverkäufern, eigene Treiber für spezielle Komponenten zu entwickeln, ohne die Notwendigkeit, dafür teure Source-Code-Lizenzen zu erwerben oder Non-Disclosure-Agreements zu unterzeichnen. Bei Bedarf können dem Linux-Kernel für die Erstellung von Echtzeit-Betriebssystemen auch kleine Echtzeit-Kernels untergeordnet werden. Schließlich bietet Linux Informatikstudenten die Möglichkeit, den Aufbau eines Betriebssystems professioneller Qualität kennenzulernen.
Was ist eine Linux-Distribution?
Während Linux selbst frei an Internet verfügbar ist, haben verschiedene Hersteller ihre eigenen sogenannten "Distributionen" erstellt, die man als komplette Linux Pakete sehen kann. Diese beinhalten den Linux-Kernel, Netzwerkunterstützung, graphische Benutzeroberflächen, sehr viele graphische Hilfsmittel und vieles mehr. Zusätzlich beinhalten diese Distributionen eine Installationssoftware und eventuell Support.Einige Distributoren machen ihre komplette Distribution inklusive Installationssoftware frei am Internet verfügbar. Andere entscheiden sich, ihre Installationssoftware proprietär zu machen und verkaufen dieses Paket inklusive Support für einen kleinen Unkostenbeitrag (normalerweise unter 700 ATS).
Das bedeutet nicht, daß damit alle Wünsche und Bedürfnisse abgedeckt wären. Es heißt allerdings, daß es, sollte man beispielsweise Software-Entwickler sein, unwahrscheinlich ist, daß man noch zusätzlich etwas kaufen muß, um aus Linux eine effiziente Entwicklerplattform zu machen.
Eine der häufigsten Anforderungen, die gestellt werden, ist eine Verbindung ins Internet. Alle dafür notwendigen Komponenten sind für Linux frei erhältlich. Tatsächlich verhält es sich sogar so, daß freie Software vorhanden ist, die Linux in einen erstklassigen Webserver verwandelt.
Vergleich von Linux zu anderen Betriebssystemen
Linux basiert auf dem POSIX-Satandard, der aus Unix abgeleitet wurde, zu Zeiten, als Unix noch ein Produkt Unix Software-Laboratories war. Heute ist Unix ein Markenname, der an Betriebssystemhersteller vergeben wird, wenn ihre Software eine Serie von Tests besteht und der Hersteller eine Lizenzgebühr zahlt. Ein Linux-Vertreiber, Caldera, ist gerade dabei, den Unix-Markennamen für Linux zu sichern.Unix ist kompatibel mit Linux auf der Betriebssystemebene, das heißt, der größte Teil der Programme die für Unix oder Linux geschrieben wurden, können auf allen Unix-Derivaten mit einem minimalen oder gar keinem Portierungsaufwand übersetzt werden. Das, was im allgemeinen unter dem traditionellen Unix verstanden wird, läuft zwar auf mehr Betriebssystemen als Linux, schleppt dafür aber auch Altlasten von 25 Jahren mit. Das bedeutet, daß Linux auf der gleichen Hardware meist schneller arbeitet als Unix. Außerdem hat Unix den Nachteil, nicht frei zugänglich zu sein.
MS-DOS ähnelt in mancher Hinsicht Linux. Es hat, wie Linux, ein hierarchisches Dateisystem, läuft aber nur auf x86 Prozessoren, unterstützt weder Multi-user- noch Multi-tasking- Funktionen und ist zudem auch nicht frei erhältlich. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit anderen Betriebssystemen mangelhaft, enthält MS-DOS keine netzwerkfähige Software, keine Entwicklerprogramme und auch keine der Hilfsprogramme wie sie bei Linux existieren.
Microsoft Windows bietet zwar ähnliche Grafik-Funktionen wie Linux und besitzt Netzwerkfähigkeit, hat aber ansonsten die gleichen Nachteile wie MS-DOS.
Windows NT ist sowohl für Digital Alpha- als auch für x86-Prozessoren erhältlich, entspricht in seinen Nachteilen jedoch Windows. Wegen der relativ kurzen Zeit, die sich Windows NT auf dem freien Markt befindet, konnten viele Fehler noch nicht beseitigt werden. Auch die Anschaffungskosten sind nicht unbedingt als niedrig zu bezeichnen.
Das Apple-Betriebssystem für Macintosh läuft nur auf Macintosh.
Für PowerPC Macs gibt es:
MkLinux - Linux auf dem Mach Microkernel von der OSF. Dieses Projekt wird von Apple gesponsert.
LinuxPPC - Linux für PPC Rechner (BeBox, PowerMacs, Motorola CHRP Rechner und IBM RS/6000 Modelle)
MacOS X Server - Basiert auf NextStep (eine Unix Version auf Basis des Mach Microkernels).
Für 68k Macs gibt es:
Linux m68k - läuft auf ein paar 68k Macs, ist aber noch nicht fertig
NetBSD m68k - stabil, läuft auf etlichen 68k Macs
OpenBSD m68k - wie NetBSD
Woher stammt Linux?
Linux hat seinen Ursprung im Internet. Es wird von einer Gruppe von Menschen entwickelt, die sich nicht nur in Wissen und Erfahrung unterscheiden, sondern auch aus vielen verschiedenen Ländern kommen und so ein sozusagen weltumspannendes Netz bilden. Für die reibungslose Zusammenarbeit all dieser Menschen ist ein schnelles und effizientes Kommunikationssystem notwendig. Dieses wird vom Internet geboten und somit war und ist Internet-Fähigkeit eines der ersten Anliegen von Linux. Die Entwicklung und Verfeinerung der entsprechenden Tools wird weiterhin eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Linux einnehmen.Im Gegensatz zum Linux-Kernel, der eine reine Eigenentwicklung war, wurde bei vielen Anwendungen die beste erhältliche Software zum Vorbild genommen. Ein Beispiel dazu ist der C Compiler gcc vom GNU- Projekt der Free Software Foundation. Dieser Compiler wird von HP/UX- und Solaris-Benutzern häufig verwendet.
Was ist alles in Linux inkludiert?
Eigentlich bekommt man mit Linux "alles", das heißt, alles was man bei einem Betriebssystem erwarten könnte und noch mehr. Jede Linux-Distributation enthält hunderte Pakete mit einem reichhaltigen Angebot an Anwendungen, Netzwerk-Tools und Entwicklerumgebungen.Hier eine kurze Liste an Beispielen um einen ersten Eindruck zu vermitteln:
Wenn Leute hören, daß es für Linux alles gäbe, versuchen sie manchmal, mit etwas seltsamen Anforderungen (an Anwendungen, die sie in Wirklichkeit gar nicht benötigen) die Grenzen von Linux auszuloten. Dann kommt zum Beispiel die Anfrage, ob auch ein Ada Compiler für Linux erhältlich sei - und die Antwort ist: Ja, bei Linux ist auch ein Ada Compiler inkludiert.
- Entwickler-Software einschließlich Compiler, Assembler und Debugger
- Texteditoren und Textverarbeitungsprogramme
- Usenet Newsreader und E-mail Agenten
- WWW Entwicklungstools, Webserver und -browser
- Grafikanwendungen
Nun ein Beispiel für einen möglichen Einsatz von Linux: Das Beispiel, an das ich denke, ist ein kleiner Internet Service Provider (klein, um das Beispiel einfach zu halten, und nicht etwa weil Linux größeren Anforderungen nicht gewachsen wäre!). Der ISP, den die Herausgeber des Linux Journals, Specialized Systems Consultants, benutzen, hat 14 Linux Systeme und unterstützt hunderte Benutzer gleichzeitig.
Um so ein Service anbieten zu können braucht man:
Die Mehrzahl dieser Fähigkeiten sind integrale Bestandteile von Linux, der Rest wird durch die nötige Hardware bereitgestellt.
- Internet
- Multi-port, dial-up Service
- PPP- und nach Möglichkeit auch SLIP-Fähigkeit
- Usenet News
- Mail Routing
- Webserver
- Online Backups
Beispielsweise wird das multi-port dial-up Service durch Hardware für serielle Kommunikation von Comtrol, Cyclades, Digi, Equinox, Gtek, Maxpeed und anderen unterstützt. Auch Terminal Server für externe Terminals arbeiten mit Linux ausgezeichnet. Der ISP des LJ verwendet Cyclades, ein anderer lokaler ISP arbeitet mit Livingston PortMasters, um die Linux Hosts via Ethernet zu verbinden.
PPP und SLIP sind integrale Bestandteile von Linux. Ihre Unterstützung und die Zahl der zu unterstützenden Kanäle sind beim Bau des Linux Kernels zu konfigurieren. Neben der regulären Unix Login/Password Sicherheit können auch PAP und CHAP unterstützt werden.
Usenet News und Internet Mail sind ebenfalls in Linux inkludiert. Die Software zur News-Unterstützung enthält das Standardsystem für Unix-Plattformen. INN scheint am beliebtesten zu sein. E-Mail wird bei den meisten Systemen durch sendmail behandelt. Weniger weitreichend, aber für Low- end-Konfigurationen besser geeignet ist Smail, das ebenfalls für Linux erhältlich ist.
Auch Webserver sind in großer Zahl inkludiert. Für SSC entschieden wir uns wegen seiner Verläßlichkeit und Effizienz für Apache. Tatsache ist, das wir ungefähr 100 000 Zugriffe pro Tag behandeln, und das auf einem 486-System mit 16 MB RAM - das scheint unsere Wahl zu bestätigen. Wird ein sicherer Webserver benötigt, sind dafür alle Komponenten zwar nicht frei, aber doch erhältlich.
Schlußendlich zu den Backups... Für einen zuverlässigen ISP ist es notwendig, ein Rund-um- die-Uhr Service zu bieten und sicherzustellen, daß auf keinen Fall Daten der Kunden verlorengehen. Dafür zahlen sie schließlich. Linux enthält alle Standard Unix Funktionen, die für Backups benötigt werden (tar, cpio, backup/restore). Zusätzlich gibt es noch kommerzielle Produkte mit weiteren Funktionen.
Das heißt natürlich nicht, das Linux alle Anwendungen, die in irgendeiner Form benötigt werden, von Anfang an mitbringt, aber sie sind zumindest erhältlich. Beispiele dafür sind Databases, Word Prozessoren, Spreadsheets, und ausgereifte Grafikprogramme. Bekannte Namen wie Applixware, Corel und Empress werden bei der Suche nach diesen Anwendungen für Linux auftauchen...
Wer benutzt Linux?
Eine Studie durch iX, einem deutschen Unix- und Netzwerk-Magazin, hat kürzlich einige überraschende Tatsachen ans Licht gebracht. Linux wird von 45% der Leser verwendet, an zweiter Stelle folgen Solaris 1&2 gemeinsam mit 36%, danach kommt HP-UX mit 27%. 56% der Firmen mit weniger als 50 Angestellten verwenden Linux. In den Firmen mit mehr als 1000 Angestellten liegt Linux bei 38%. Zusätzlich verwenden 60% der Leser Linux am eigenen PC zu Hause.Einen bedeutsamen Marktanteil hat Linux auch bei der Verwendung auf Webservern inne; so stellt es das Betriebssystem der Wahl an Universitäten dar. Auch viele Privatleute sind überzeugt, daß Unix-Kenntnisse der Karriere dienlich seien, und verwenden Linux als "Übungsprogramm" auf ihren Heim-PCs.
Linux hat auch bei vorinstallierten Anwendungen wie Internet Firewalls, Routern und Point-of-Sale (POS) Systemen große Beliebtheit erlangt.
Gib Linux eine Chance!
Wer bis hierher gelesen hat, dürfte ernsthaft an Linux interessiert sein. Wer es mit Linux probieren möchte, kann es via Internet kopieren oder als wirklich günstiges CD-Set kaufen. Man kann aber auch beim Kauf eines neuen PCs Linux und ein andres Betriebssystem gleich miterwerben. Jeder, der sich mit Linux beschäftigt, wird herausfinden, das Linux ein erstklassiges Betriebssystem mit weit über die Erwartungen hinausgehenden Fähigkeiten ist.